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Warum der deutsche Mittelstand mehr auf Startups setzen sollte

In der IW-Analyse 134 „Start-ups und Mittelstand“ des Instituts der deutschen Wirtschaft beschäftigen sich die Autoren mit den Potenzialen und Herausforderungen von Kooperationen und welche Grundlagen und digitalen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit nötig sind.

Auf den ersten Blick oftmals widersprüchliche Meinungen darüber, wie digital Deutschland und die deutsche Wirtschaft jetzt eigentlich sind. Da wäre der jährlich erscheinende D21-Digital-Index, repräsentativen Umfragen wie „So digital ist Deutschland wirklich“ oder die regelmäßig erscheinenden Artikel, die mehr Digitalisierung fordern – alle mit teils unterschiedlichen Aussagen. Laut der Studie steht allerdings fest, dass Deutschland im internationalen Vergleich bislang nicht zu den Vorreitern zählt. Möglichkeiten und Chancen wären aber da, vor allem gegeben durch Startups, die laut des Deutschen Startup Monitors zum größten Teil mit 68% im Digitalbereich tätig sind. Mit innovativen Technologien und neuen Geschäftsmodellen könnten Startups so als potentielle Partner den mittelständigen Unternehmen bei komplexen Thematiken wie Industrie 4.0, Internet of Things und Big Data unter die Arme greifen. 

Potenziale und Hürden einer Kooperation von Startup und Mittelstand

Die Vorteile einer Kooperation von Mittelstand und Startup sind vielfältig. Auf der einen Seite wären da die klassischen Netzwerke wie Verbände, Messen sowie persönliche Kontakte seitens der etablierten mittelständischen Unternehmen, die nach wie vor der häufigste Erstkontakt zwischen Mittelstand und Startup sind. Auf der anderen Seite bewegen sich Startups häufig eher auf digitalen Plattformen und erhalten so Zutritt zu einer komplett anderen Art von Netzwerk – und somit Kompetenzen und Kontakte, von denen ein mittelständisches Unternehmen profitieren kann. Somit bedeutet die Ergänzung der jeweiligen Unternehmensnetzwerke ein klarer Vorteil für beide Parteien.

Betrachtet man die Potentiale bei Entwicklung und Innovation neuer Fähigkeiten, so können auch hier beide Seiten die Kompetenzen des jeweils anderen ergänzen und dadurch u. a. den Entwicklungsaufwand neuer Technologien, der ansonsten den Rahmen für KMUs sprengen würde, signifikant reduzieren. Des Weiteren würde eine Zusammenarbeit den Zugang zu neuen Technologien eröffnen und die Innovationsfähigkeit und -geschwindigkeit steigern, was eine höhere Wettbewerbsfähigkeit bedeutet.

Natürlich sind potenzielle Hürden auch bei dieser Form der Kollaboration gegeben. Ist man sich diesen Hürden verstärkt bewusst, fällt es leichter, diese auch zu überwinden. Häufig finden sich regional starke Diskrepanzen in den jeweiligen Standorten, da ein Großteil der deutschen Startups in den Metropolen des Landes wie Berlin und München vorzufinden sind, was zu Problemen in der Zusammenarbeit führen kann. Ein weiterer Faktor ist die unterschiedliche Herangehensweise im Hinblick auf Innovation sowie der Einsatz neuer Technologien. Wo Startups häufig experimentierfreudiger sind, werden grundlegende Neuerungen von mittelständischen Unternehmen eher mit Vorsicht betrachtet und nur zögerlich umgesetzt. Aber die wohl größte Hürde für eine Kollaboration von Mittelstand und Startup sind die kulturellen Unterschiede. So gaben die Hälfte aller befragten Familienunternehmen mit Kooperationserfahrungen mit Startups neben der Schwierigkeit gemeinsame Ziele zu definieren, die kulturellen Unterschiede als größtes Problem an.

Interesse an Kooperationen steigt

Das Interesse an einer gemeinsamen Kooperation ist in den letzten Jahren zwar deutlich gestiegen, dennoch suchen „nur wenige KMU gezielt nach geeigneten Kooperationspartnern im Startup-Bereich“. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede in der Bereitschaft der Unternehmen. Im Vergleich zu nicht digitalen Unternehmen sind bereits digitale Unternehmen eher bereit, mit Startups zu kooperieren, da vermutlich weniger Reibungspotential sowie sich ähnelnde Unternehmenskulturen vorhanden sind. Um eine erfolgreiche Kooperation von Mittelstand und Startup zu gewährleisten, sollten gewisse Voraussetzungen gegeben sein. Neben der verstärkten Nutzung von Kooperationsplattformen, die eine mögliche Lösung für die örtlichen Diskrepanzen sowie Zusammenführung der Netzwerke sind, sowie Ausbau der digitalen Infrastruktur, ist eine Veränderung der Herangehensweise vorteilhaft. So werde laut der Studie die klassische Unterteilung in Industrie und Dienstleistungswirtschaft durch die Digitalisierung zunehmend obsolet. Innovations- und kooperationsfreundliche Rahmenbedingungen fördern eine stärkere Kooperationsaktivität zwischen Startups und mittelständischen Unternehmen.

Abschließend lässt sich sagen – etablierter Mittelstand und Startups kommen immer häufiger zusammen und schöpfen somit wertvolle Potentiale mehr und mehr in der fortschreitenden Digitalisierung aus, trotz bedeutsamer kultureller Unterschiede.